GGV-Emblem Glatzer Rose

Glatzer Gebirgs-Verein
(GGV) Braunschweig e.V.

seit über 65 Jahren in Braunschweig

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Aktuelles aus dem Glatzer Gebirgs-Verein

125 Jahre GGV

1881 - 2006 = 125 Jahre
Glatzer Gebirgs-Verein

Großartige Jubiläumsfeiern im Mai 2006
in Braunschweig und im Glatzer Bergland

Aktuelle Presseberichte

Braunschweiger Zeitung
Die "Braunschweiger Zeitung" berichtete über die Jubiläumsfeier am 13. Mai 2006 in Braunschweig in zwei Artikeln:

13.05.2006

13.05.2006: Regionalnews > Peine
Im Geiste Grafschafter
Wendeburg: Christian Drescher organisiert das Jubiläum des Glatzer Gebirgs-Verein

15.05.2006

15.05.2006: Regionalnews > Braunschweig
Wandern im Zeichen der Glatzer Rose
Braunschweiger Gebirgsverein feiert 125-jähriges Bestehen im Beisein des apostolischen Nuntius

KirchenZeitung
Die "KirchenZeitung" berichtete über den Besuch des Apostolischen Nuntius zur Jubiläumsfeier am 13. Mai 2006 in Braunschweig:

Nummer 20 • 21. Mai 2006

BLICKPUNKT

Foto: Rüdiger Wala (KiZ)
Ein Besuch des Braunschweiger Doms gehörte zum Besuchsprogramm von Nuntius Ender (3.v.r.).     Foto: Rüdiger Wala (KiZ)

Der Nuntius als Ehrengast

Glatzer Gebirgs-Verein feiert 125-jähriges Bestehen / „Fühle mich der Grafschaft noch tief verbunden“

Braunschweig (wal). Ein Besuch im Braunschweiger Dom, der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt, ein Festakt und am Abend die Feier des traditionellen ostdeutschen Gottesdienstes der Vertriebenenverbände - das war das Tagesprogramm beim Besuch des Apostolischen Nuntius, Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender, in Braunschweig. Der Botschafter des Vatikans und ständige Vertreter des Papstes bei der Deutschen Bischofskonferenz in Deutschland war einer Einladung des Glatzer Gebirgs-Vereins gefolgt, der sein 125-jähriges Bestehen feierte.
Ender ist 1937 in Steingrund in der Grafschaft Glatz geboren. Insofern war es auch ein Stück landsmannschaftliche Nähe, die den Erzbischof, der bereits seit 1974 im diplomatischen Dienst des Vatikans steht, zur Feier des Gottesdienstes und zur Teilnahme am Festakt des Glatzer Gebirgs-Vereins bewogen haben.
Mit der heimatlichen Grafschaft fühlt sich der 1990 zum Titularbischof der untergegangenen Diözese Germania in Numidien (im heutigen Nordafrika) ernannte Ender zutiefst verbunden. „Mein Elternhaus steht noch“, sagt er im Gespräch mit der KirchenZeitung. Noch heute leben die Nachkommen der Familie darin, die es 1946 übernommen haben. Ender empfindet ihnen gegenüber keinen Groll: „Diese Familie wurde selbst aus Ostpolen vertrieben“, erzählt der Nuntius. Er habe bei Besuchen zum Renovieren des Hauses die „eine oder andere kleine Hilfe dagelassen“.
Noch eines prägte die Nähe zur Heimat: „Als ich Kind war gehörte das ganze Glatzer Land zur Erzdiözese Prag“, erinnert sich Ender. Vor seiner Berufung als Nuntius nach Deutschland nahm der Erzbischof den gleichen Dienst in Tschechien wahr - mit Sitz in Prag. „Das war ein schönes Zeichen“, sagt Ender. Heute allerdings gehört das Glatzer Land seit 2004 zur neu gegründeten Diözese Schweidnitz. Zuvor wurde es 1972 der Erzdiözese Breslau angegliedert.
Ender sieht die Eingliederung der Schlesier in die Bundesrepublik als große geschichtliche Leistung an. Die Vertreibung sei ein großes Unrecht, das nicht hätte geschehen dürfen. Aber: „Wir dürfen nicht vergessen, dass das Zurechtrücken der Völker wie auf einem Schachbrett damals ein Mittel der Diplomatie war“, betont Ender. Sieger haben sich dieses Recht herausgenommen. So sei es ein deutlicher Fortschritt, wenn Vertreibung in der heutigen Zeit - wie beispielsweise auf dem afrikanischen Kontinent - als „ethnische Säuberung“ verurteilt werde.
Dennoch: Die Vertreibung der Deutschen dürfe nicht vergessen werden. Es gebe Mahnmale zum Gedenken an den Holocaust und an die Leiden der Sinti und Roma. Es werde bald in Berlin eine Gedenkstätte geben, die an den Mauerbau und die Geschichte der DDR erinnert. „Mit gleicher Berechtigung müssen wir der Vertreibung gedenken, ohne Anklage, als Dokumentation“, fordert Ender.
Genauso wichtig sei aber auch das Pflegen des heimatlichen Erbes. Das sei den Schlesiern - und den Glatzern - in besonderer Weise gelungen. „Es kommen immer noch einige tausend jährlich zur Grafschafterwallfahrt nach Telgte, es werden viele Fahrten veranstaltet, es gibt Hilfen bei der Renovierung von Kirchen, es herrscht ein reger Austausch“, listet Ender auf.
Auf eines möchte der Nuntius noch hinweisen: Durch die Schlesier wurde die konfessionelle Landkarte vor allem in Norddeutschland „durcheinander gewirbelt“. Das hatte und habe ein durchaus enges Beieinander von evangelischer und katholischer Kirche zur Folge: „Jeder hat gesehen: Der andere ist auch ein Mensch, es gibt keinen Grund sich anzufeinden.“

© KirchenZeitung Hildesheim 2006

Gazeta Wyborcza
Die "Gazeta Wyborcza" berichtete über die Jubiläumsfeier am 20. Mai 2006 in Glatz (Kłodzko) in zwei Artikeln:

 

(2006-05-22)
Turyści spod znaku róży
Kilkuset niemieckich gości przyjechało w weekend do Ziemi Kłodzkiej, żeby świętować 125-lecie swojej organizacji turystycznej. GGV- Kłodzkie Towarzystwo Górskie nadal działa w Niemczech ...

 

deutsch Deutsche Übersetzung:
Touristen im Zeichen der Rose
Einige Hundert deutsche Gäste kamen zum Wochenende ins Glatzer Land, um das 125-jährige Jubiläum ihrer touristischen Organisation zu feiern. Der GGV - Glatzer Gebirgs-Verein ist in Deutschland weiterhin tätig ...

Touristen im Zeichen der Rose

Aneta Augustyn, Gazeta Wyborcza, 22.05.2006

Einige Hundert deutsche Gäste kamen zum Wochenende ins Glatzer Land, um das 125-jährige Jubiläum ihrer touristischen Organisation zu feiern. Der GGV - Glatzer Gebirgs-Verein ist in Deutschland weiterhin tätig.

1881 trafen sich in der Taverne am Glatzer Ring einige Begeisterte. Enthusiasten des Glatzer Landes und redliche Geschäftsleute waren sich darüber im Klaren, dass der Tourismus zur Entwicklung dieser Region beitragen würde. Am Beispiel der alpinen Vereine gründeten sie den GGV, den Glatzer Gebirgs-Verein.

Sie förderten ihn in verschiedenster Weise: Sie bauten Aussichtstürme und Bauden (wie die z.B. heute nach wie vor bestehende Brandbaude am Pass bei Brand/Spalona), kennzeichneten touristische Attraktionen, markierten und pflegten über 1.000 km Wanderwege, schulten Bergführer, führten Ausflüge und betreuten die Pflanzenwelt; sie gaben Wanderkarten- und Wanderführer heraus, die bis heute in Übersetzungen vorliegen. Die ungewöhnlich straff geführte Organisation zählte zwischen den Weltkriegen über 10.000 Mitglieder, auch aus Breslau und Berlin.

Die Führung des GGV traf sich 1944 zum letzten Male in der Taverne.

Kurz danach nannte sich Glatz nunmehr Kłodzko und die bisherigen Bewohner der Region verließen ihre Häuser. Zerstreut in Niedersachsen beschlossen sie die Idee des GGV fortzuführen. Über 1.000 Deutsche unterstützen diese Glatzer Tradition. In Braunschweig, den Sitz der Organisation, treffen sie sich jeden zweiten Samstag in der Heimatstube. In dem mit Glatzer Erinnerungsstücken ausgefüllten Raum reden sie miteinander in ihren Glatzer Vorkriegsdialekt, berichten aus ihren Familien, feiern Fasching und die Glatzer Kirmes, geben eine Zeitschrift heraus, führen eine Internetseite, planen die gemeinsamen Ausflüge in ihr nun fast 700 km entferntes "Kleines Heimatland". So wie im 19. Jh. tragen sie ihre Abzeichen und Krawatten mit der Glatzer Rose, dem Symbol des GGV.

Am Samstag kamen sie nach Kłodzko (Glatz), um am Gebäude der damaligen Taverne zur Erinnerung eine Tafel anzubringen. - Als ich vor einem Jahr den Bürgermeister von Kłodzko um seine Zustimmung bat, stimmte er unserer Idee zu - erzählt Christian Drescher, der 35-jährige Ingenieur und Vorsitzende des GGV aus Braunschweig, ein Nachfahre von Michael Klahr. Der bekannte Bildhauer des Schlesischen Barock wurde in Bielice (Bielendorf) unweit von Glatz geboren. Christians Familie lebte dort einige hundert Jahre, sie verließ das Dorf mit dem Ende des zweiten Weltkriegs.

- Es ist die schönste Landschaft, die ich je gesehen habe - berichtet der Deutsche über das Bergdorf seiner Familie, das er schon über 20 mal besuchte. Immer herzlich willkommen, nächtigt er im Ort.

Die ehemaligen Bewohner des Glatzer Landes verbringen hier noch einige Tage. Sie treffen sich mit den regionalen Behörden und besuchen stille Winkel, an die sie sich von Kindheit an erinnern. Die älteren Herrschaften mit ihren Rucksäcken, Wander- und Trekkingstöcken haben sich für heute einen mehrere Kilometer langen Weg auf den Höhen bei Nowa Ruda (Neurode) vorgenommen, wo sie ein Bäumchen der Freundschaft pflanzen wollen.

Aneta Augustyn

Text entstammt dem Portal Gazeta.pl - www.gazeta.pl © Agora SA

Übersetzt von: Horst Wolf, Bad Hersfeld

 

(2006-05-26)
Twój dom - mój dom
Wierni z daleka - mówią o sobie dawni mieszkańcy ziemi kłodzkiej. Kilkuset Niemców przyjechało tu świętować rocznicę organizacji turystycznej, założonej przez ich dziadków jeszcze w XIX wieku ...

 

deutsch Deutsche Übersetzung:
Dein Haus - mein Haus
Fern doch treu - sagen sich die ehemaligen Bewohner des Glatzer Landes. Einige Hundert Deutsche reisten an, um das Jubiläum ihrer touristischen Organisation zu feiern, die ihre Großväter schon im 19. Jh. gegründet hatten ...

Dein Haus - mein Haus

Aneta Augustyn, Gazeta Wyborcza, 26.05.2006

Fern doch treu - sagen sich die ehemaligen Bewohner des Glatzer Landes. Einige Hundert Deutsche reisten an, um das Jubiläum ihrer touristischen Organisation zu feiern, die ihre Großväter schon im 19. Jh. gegründet hatten.

Grenzeck - Czermna

Zu einem soliden Stück Fleisch, abgelöscht mit Backpflaumen gab man glitschige Kartoffelklöße. An den Geschmack des "Schlesischen Himmelreichs" erinnert sich Elisabeth Schmidt bis heute.

Man lebt wie im Himmel in Grenzeck, einem abgelegenen Winkel der Grafschaft Glatz mit einer Aussicht, wie auf einem Landschaftsbild: sanfte Hügel, ein Bächlein, ein Teich neben dem Haus. Die Schmidts wohnten hier seit 1620, und Johann, einer ihrer Vorfahren, baute die bis heute berühmte Schädelkapelle.

Es genügte, über die Straße zu gehen, um an die tschechische Grenze zu gelangen. - Problemlos besuchten wir uns, Deutsche und Tschechen; alle sprachen deutsch und auch tschechisch. Schon damals hatten wir unser vereintes Europa - erinnert sie sich. In diesem paradiesischen Ende der Welt hatten wir keine Ahnung, dass der Krieg sich anbahnte.

Als man den Vater zum Militär einzog, blieben sie allein mit Mutter und Oma. Die Russen, danach die Polen erlaubten ihnen, im Haus zu verbleiben, in das Umsiedler aus Galizien einquartiert wurden.

Grenzeck hieß nun Czermna.

- Vater kam 1947 mit anderen Wehrmachtssoldaten zurück. Einer von ihnen fand sein Haus leer vor, ohne Frau und Kinder. Er begann wie von Sinnen zu schreien. Die Milizianten erschlugen ihn wie er stand, auf der Straße. - erzählt sie.

Auf Anraten der Nachbarn floh Vater in die Tschechei. Manchmal kam er nachts zur Grenze, um aus der Ferne seine kleine Tochter zu sehen. Mutter schrieb an Bierut, damit sie ihm erlaubten, zurück zu kehren. Nach zehn Jahren wurde es möglich.

In Czermna fühlten sie sich zunehmend unbehaglich. Die polnische Staatsbürgerschaft wollten sie nicht annehmen, die deutsche bekamen sie nicht. In den Papieren der Schmidts stand also "Staatsbürgerschaft nicht festgestellt". Elisabeth ging in die tschechische und deutsche Schule, ihr Abitur legt sie in Polnisch ab.

In den sechziger Jahren beschlossen sie, nach Deutschland auszureisen. Die Nachbarn rieten ab: "Fahrt nicht, es wird bald wieder wie früher. Wir kehren nach Lwów (Lemberg) zurück und dies wird wieder eures sein".

Die Schmidts jedoch unterschrieben das Dokument, nach dem sie alles, was sie besitzen, dem polnischen Staat übereignen. Und dass sie niemals wieder zurückkehren.

Sie haben ihr Wort nicht gehalten. Ein halbes Jahr vor seinem Tode fuhr Vater in die Tschechoslowakei, stand stundenlang an der Grenze und schaute auf sein deutsch/polnisches Haus. Elisabeth besuchte ihre Heimat erst in den siebziger Jahren.

Ständig kehrt sie mehrere Male im Jahr zurück. Die Söhne können es nicht begreifen, warum sie aus ihrem wohlbestellten Haus in Westfalen durch ganz Deutschland reist, um auf einige Hütten und Berge zu schauen. Während des Kriegszustandes (Anm.: in den achtziger Jahren in Polen) schickte sie den hiesigen Bewohnern Medikamente und Lebensmittel, letztlich organisierte sie in Deutschland die Operation für eine Jugendliche, die ihre Stimme verloren hatte. Sie hat sich mit der Familie von Joanna, Umsiedler aus Galizien, angefreundet und behandelt das Mädchen wie eine angenommene Tochter.

Immer häufiger weilt sie im Glatzer Land. - Keine Kraft kann das Heimweh aus ihrem Herzen entreißen.

Rothwalterdorf - Czerwieńczyce

Genau an seinem dreizehnten Geburtstag, am 24. Februar 1946, ordnete die Miliz an, alle sollen sich im Gemeindesaal versammeln. Georg konnte nichts mitnehmen. Er verließ das Haus nur in warmer Kleidung. In Glatz verfrachtete man sie in Viehwaggons. Fünf Tage lang eingeschlossen, in der Dunkelheit, sie wussten überhaupt nicht wohin sie fuhren.

- Wir beteten, dass es nach Westen gehen möge und nicht andersherum - erinnert sich Georg Hattwig.

In Norddeutschland stiegen sie aus, dort begann er befristet bei einem Bäcker zu arbeiten. Jahre später lernte er seine Frau kennen, aus der gleichen Glatzer Gegend.

1974 fuhr er zum ersten Mal nach dem Kriege in sein Dorf, dessen Namen er nicht aussprechen konnte: Czerwieńczyce. Im Esszimmer hing das Hochzeitsbild seiner Eltern noch immer an der Wand - genau da, wo sie es vor 30 Jahren hinterlassen hatten.

- Unseren Platz haben Leute aus Stanisławów in Galizien eingenommen, sie wissen gut, wie das ist, vertrieben zu sein - erzählt der grauhaarige Herr. Sie sind jetzt befreundet und er besucht sie jedes Jahr.

Bielendorf - Bielice

Als die Großeltern ihre goldene Hochzeit feierten, hatte jeder Enkel bei Tisch etwas im Glatzer Dialekt vorzutragen. So erfuhr Christian Drescher, damals ein Teen, einiges über Bielendorf: ein kleines Dorf entlang des Dorfbaches, über die Sommerfrischler, die damals vor dem Krieg für einen ganzen Monat kamen, über das Haus unter der Linde, wo sein Vater geboren wurde.

Als die Dreschers in den siebziger Jahren nach Bielendorf/Bielice kamen, zeigten die Kinder mit den Fingern auf sie - "Das sind die Deutschen, die um ihre Sachen gekommen sind". Sie erklärten, dass sie nichts wegnehmen wollen, dass hier, wo nur die Mauer verblieb, einmal ihr Haus gestanden hatte, dass sie die Linde selbst gepflanzt haben. Schnell war das Misstrauen vorbei.

Christian war schon 24 mal dort; stets besucht er fast alle Bewohner des Dorfes. Er kennt sie alle mit Vornamen, nächtigt in ihren Häusern. Er wandert im Reichensteiner und Bielengebirge auf Wanderwegen, von denen schon Großvater erzählte. - Ich habe noch keine schönere Landschaft gesehen - gibt er zu.

1997 kehrte der Vater nach Bielice zurück. Herzlich aufgenommen, beschloss er, einige Monate zu bleiben.

- Es war ein schlimmes Jahr: das Hochwasser vernichtete das Dorf und Vater musste abreisen. Als er das Dorf verließ, sage er, es sei für ihn wie eine zweite Vertreibung gewesen. Ein halbes Jahr später verstarb er - erinnert sich der Sohn.

Kurz vor seinem Tode versprach ihm Christian, alles zu tun, um die Erinnerung an ihre "Kleine Heimat" am Leben zu erhalten.

Kardinal Gulbinowicz lud ihn vor kurzem - als Ehrengast - nach Bielice zum 300. Geburtstag von Michael Klahr ein. Christian, der Ingenieur aus Braunschweig, ist ein Nachfahre des berühmten Bildhauers des Barock, des Schöpfers vieler Figuren, Amben und Beichtstühle.

Glatz - Kłodzko

Christian, Georg, Elisabeth ... - in Deutschland pflegen über tausend Personen die Erinnerung an das Glatzer Land. Sie betreiben die Kontinuität des GGV (Glatzer Gebirgs-Verein), der schon seit 1881 besteht. In der Taverne am Glatzer Ring trafen sich damals einige Personen, die beschlossen, am Beispiel des Alpenvereins einen eigenen Verein zu gründen. Enthusiasten des Glatzer Landes und redliche Geschäftsleute waren sich darüber im klaren, dass der Tourismus zur Entwicklung dieser Region beitragen würde. Sie ermutigten dazu durch den Bau von Aussichtstürmen und Bauden in besonders malerischen Ortschaften. Nichts blieb vom märchenhaften, steinernen Kaiser-Wilhelm-Turm auf dem Glatzer Schneeberg von 1899, den die Behörden der Volksrepublik Polen in die Luft sprengen ließen. Die Brandbaude am Pass bei Brand aus 1909 blieb jedoch erhalten. Der GGV kennzeichnete touristische Attraktionen, markierte über 1.000 km Wanderwege, schulte Bergführer, gründete Radwege und Skiloipen. Sie gründeten eine regionales Museum in Glatz. Gaben Wanderkarten und Wanderführer heraus, die in Übersetzung bis heute existieren.

Mit der vor einem Jahrhundert herausgegebenen Broschüre "Rüpeleien und Proletenhaftigeit bei Ausflügen beiderlei Geschlechts" riefen sie zu mehr Kultur auf den Wanderwegen auf: "Es gibt Beschwerden, dass Banden rüpelhafter Jugendlicher mit ihrem wilden Auftreten, Jodeln und lautem Absingen unanständiger Lieder auf den Wanderwegen stören..."

Die ungewöhnlich straff geführte Organisation zählte in den Jahren zwischen den Kriegen über 10.000 Mitglieder, auch aus Breslau und Berlin. Von der Anmut der Grafschaft Glatz war u.a. der Breslauer Historiker Prof. Robert Becker begeistert, er schrieb häufig über ihre landschaftlichen Vorzüge und Sehenswürdigkeiten.

- Die Verdienste des GGV für die Bewirtschaftung der Region sind unschätzbar - sagen die Bergführer Romana und Leszek Majewski aus Kłodzko. - Man kann sie nur um ihre Aktivität und das Durchsetzungsvermögen beneiden, auch darum, dass sie so viel bewirkten und die Massen anzuziehen vermochten. Und dass sie erfolgreich die Meinung der Bewohner des Glatzer Landes darauf einstimmen konnten, und diese schnell begriffen, welche Chance ihnen der Tourismus eröffnet. Die Menschen begannen ihre Häuser für Sommerfrischler auszubauen, eröffneten Pensionen, servierten regionale Gerichte. Die Entwicklung der Eisenbahn und gute Zugverbindungen beschleunigten den Boom des Tourismus.

Die Führung des GGV traf sich 1944 zum letzten Male in der Taverne.

Kurz danach nannte sich Glatz nunmehr Kłodzko und die bisherigen Bewohner der Region verließen ihre Häuser. Zerstreut in Niedersachsen beschlossen sie, die Idee des GGV fortzusetzen. Über 1.000 Deutsche setzen die Glatzer Traditionen fort: vom Teen bis zur 105-jährigen Margarethe Reinhold.

In Braunschweig, in den Räumen eines ehemaligen Ladengeschäfts sammeln sie Glatzer Erinnerungen: Fotos, Zeitungen, Tassen mit Landschaftsmotiven, Landkarten, Tischdecken ... Sie treffen sich jeden zweiten Samstag, so zwischen 14 und 17 Uhr. Beim Kaffee unterhalten sie sich in ihrem Glatzer Vorkriegsdialekt, feiern Fasching und die Glatzer Kirmes, geben eine Zeitschrift heraus, führen eine Internetseite, organisieren Vorträge und Ausflüge. Von den Reisen nach Polen bringen sie die Glatzer Rose mit, die sie in ihren Vorgärten einpflanzen.

Eben diese Glatzer Rose, eine gelbe kugelförmige Blume, von denen die moorigen Wiesen im Glatzer Land voll sind, erwählten sie zu ihrem Wappensymbol. Die Mitglieder tragen die kleine goldene Rose am Revers, malten sie auf die Wegweiser. Heute, so wie im 19. Jh. tragen die Deutschen die Anstecknadel oder Krawatten mit der Glatzer Rose. Sie haben sie auch an ihre Fahne geheftet, mit der sie vor Tagen den Glatzer Ring überquerten. Am Eckhaus, dort wo vor 125 Jahren ein paar Begeisterte sich trafen und den GGV begründeten, enthüllten sie eine zweisprachige Tafel. Sie trafen sich auch mit dem Bürgermeister, der Probst von Duszniki Zdrój (Bad Reinerz) begrüßte sie mit einem Kuchen, in Nowa Ruda (Neurode) pflanzten sie ein Bäumchen der Freundschaft.

- Als ich nach Jahren das erste Mal zum ersten Male wieder zurückkam, glaubte ich es sei ein Traum - erzählt Elisabeth. - Ich ging meine Straße entlang und die damaligen Nachbarn fragten: "Hej, Lisa, wie schaut's?" - Als ob die Zeit stehen geblieben wäre.

Danke an Piotr Grabiec für seine Hilfe.

Aneta Augustyn

Text entstammt dem Portal Gazeta.pl - www.gazeta.pl © Agora SA

Übersetzt von: Horst Wolf, Bad Hersfeld

Braunschweiger Zeitung
Die "Braunschweiger Zeitung" berichtete über die Jubiläumsreise vom 17. Mai bis 24. Mai 2006 in die Grafschaft Glatz in zwei Artikeln:

 

02.06.2006: Regionalnews > Braunschweig
Jubiläumsfeier auch in Glatz

Braunschweiger Zeitung

Braunschweig

Jubiläumsfeier auch in Glatz

Nach seiner Jubiläumsfeier in Braunschweig hat der Glatzer Gebirgs-Verein das 125-jährige Bestehen nun auch in seiner schlesischen Gründungsstadt Glatz (heute: Klodzko) unter der Leitung des Vorsitzenden Christian Drescher gefeiert - und dabei eine zweisprachige Gedenktafel zum Jubiläum des Vereins eingeweiht.
Zum zweiten Teil der Jubiläumsfeiern in verschiedenen Orten der Grafschaft Glatz unternahm der Glatzer Gebirgs-Verein eine achttägige Jubiläumsbusreise. Die Reisegruppe besuchte unter anderem wichtige Orte der Vereinsgeschichte in Bad Reinerz (heute: Duszniki Zdrój) und Neurode (Nowa Ruda), wo sie von den polnischen Bürgermeistern sehr herzlich empfangen wurde.
Nach dem katholischen Festgottesdienst in der Dekanats- und Stadtpfarrkirche wurde als Höhepunkt der Feiern am Rathaus-Ring in Glatz eine polnisch-deutsche Gedenktafel zur Erinnerung an die Gründung im Jahr 1881 und das 125-jährige Bestehen des Glatzer Gebirgs-Vereins enthüllt.

Freitag, 2. Juni 2006

© Braunschweiger Zeitungsverlag 2006

 

03.06.2006: Regionalnews > Peine
Gedenktafel enthüllt
GGV setzt Jubiläumsfeierlichkeiten in Polen fort

Braunschweiger Zeitung

Wendeburg und Nordkreis

Gedenktafel enthüllt

GGV setzt Jubiläumsfeierlichkeiten in Polen fort

WENDEBURG. Eine polnisch-deutsche Gedenktafel zur Erinnerung an die Gründung des Glatzer Gebirgs-Vereins (GGV) im Jahr 1881 und sein 125-jähriges Bestehen wurde vom polnischen Vize-Bürgermeister Janusz Rudnicki und dem Wendeburger GGV-Vorsitzenden Christian Drescher feierlich enthüllt.
Für den zweiten Teil der Jubiläumsfeiern in verschiedenen Orten der Grafschaft Glatz (heute: Ziemia Klodzka) hatte der GGV eine achttägige Jubiläumsbusreise mit 45 Teilnehmern unternommen, an der auch viele Mitglieder aus den Gemeinden Wendeburg und Vechelde teilnahmen. Die Reisegruppe besuchte unter anderem wichtige Orte der Vereinsgeschichte in Bad Reinerz (heute: Duszniki Zdrój) und Neurode (heute: Nowa Ruda).
Nach einem feierlichen, katholischen Festgottesdienst in der Dekanats- und Stadtpfarrkirche in Glatz, der mit über 400 deutschen Besuchern vermutlich die größte deutsche Messe seit 60 Jahren war, wurde als Höhepunkt der Feiern am Rathaus-Ring in Glatz eine Gedenktafel enthüllt.
Die Tafel wurde auf Kosten des GGV bei einem Steinmetz in der Grafschaft Glatz angefertigt und mit freundlicher Genehmigung der polnischen Stadtverwaltung an der historischen Gründungsstätte des Vereins von 1881 angebracht, wo sich schon seit 1906 ein Bankhaus befindet. Für die Gedenktafel haben auch viele Mitglieder und Landsleute aus dem Landkreis Peine gespendet.
Der Festgottesdienst und ein abschließendes Konzert im Kurpark in Bad Altheide (heute: Polanica Zdrój) wurde vom Polizeichor Marburg aus Hessen mitgestaltet. Zur Feier trafen sich in Glatz mehrere deutsche Reisegruppen und viele weitere individuell angereiste Landsleute aus der Grafschaft Glatz.

STICHWORT

Glatzer Gebirgs-Verein

Gegründet vor 125 Jahren. Einer der ältesten Touristik- und Naturschutzvereine in Deutschland. Neugründung im Jahr 1951 mit Hauptsitz in Braunschweig. Der Verein hat heute bundesweit über 1000 Mitglieder. Von 1990 bis 2004 war Hans-Jürgen Taube aus Bortfeld der Vorsitzende des Vereins. Sein unmittelbarer Nachfolger ist Ingenieur Christian Drescher aus Zweidorf.
Infos: www.glatzer-gebirgsverein.de

Samstag, 3. Juni 2006

© Braunschweiger Zeitungsverlag 2006

braunschweig report und Wochenblatt
Der "braunschweig report" und das "Wochenblatt" berichteten über die Jubiläumsfeier am 13. Mai bis 24. Mai 2006 in Braunschweig in einem Artikeln:

Foto

21. Juni 2006: LOKALES
Gebirgsverein Braunschweig

Ausgabe 25 • 21. Juni 2006

LOKALES

Gebirgsverein Braunschweig

Der Glatzer Gebirgsverein Braunschweig feierte kürzlich sein 125-jähriges Bestehen mit rund 200 Ehrengästen. Der Apostolische Nuntius Erzbischof Dr. Erwin Josef Ender wurde von Domprediger Joachim Hempel und Landesbischof Dr. Friedrich Weber im Dom St. Blasii zu einer Führung empfangen.
Die eigentliche Feierstunde fand im "Café Restaurant "Am Löwenwall" statt. Vorher trug sich der Nuntius im Rathaus noch ins Goldene Buch der Stadt ein. Nach dem Einzug der Fahnen und Wimpel hielt Dr. Arno Herzig den Festvortrag. Für musikalische Unterhaltung sorgte das Mandolinen-Orchester des Grafschaft Glatzer Chores.
Der Glatzer Gebirgsverein wurde 1881 in Glatz gegründet. Zehn heimattreue Glatzer trafen sich nach dem Krieg am 9. August 1951 wieder, um ihren Gebirgsverein in der Ortsgruppe Braunschweig wieder aufleben zu lassen. Bundesweit gehören dem Verein heute mehr als 1000 Mitglieder an.

Foto: hw
Nuntius Dr. Erwin Ender, Ehrengast des Glatzer Gebirgsvereins, im Gespräch mit OB Dr. Gert Hoffmann.          Foto: hw

© Braunschweig Report Mediengesellschaft 2006

Preußische Allgemeine Zeitung
Die "Preußische Allgemeine Zeitung" (Das Ostpreußenblatt) berichtete über die Jubiläumsfeier am 13. Mai in Braunschweig und vom 19. bis 22. Mai in der Grafschaft Glatz in einem Artikeln:

 

24. Juni 2006
Brücke zur Heimat
Der »Glatzer Gebirgsverein« feiert Jubiläum
von Karlheinz Mose


 
 
 

 

© 2006-2019 Christian Drescher
Erste Version vom 01.06.2006, letzte Aktualisierung am 09.08.2019.