Neue „Riesengebirgsgruppe“ im GGV
Auflösung des traditionsreichen Riesengebirgsvereins –
Vorbild für die Gründung des Glatzer Gebirgs-Vereins
Das Vorbild für die Gründung des Glatzer Gebirgs-Vereins (G.G.V.) war bekanntlich im Jahr 1880 die Gründung des Riesengebirgsvereins (RGV), der am 1. August 1880 von Theodor Donat (1844-1890) und einigen Honoratioren im schlesischen Hirschberg ins Leben gerufen wurde. Anfänglich bestand der Riesengebirgsverein aus 14 Ortsgruppen mit 875 Mitgliedern. Zum Symbol des Vereins wurde die „Habmichlieb“ genannte Zwerg-Primel (Primula minima) gewählt.
Am 21. September 1880 regte der Reiseschriftsteller Julius Peter daraufhin im „Gebirgsboten“ die Gründung eines Gebirgsvereins für die Grafschaft Glatz an. Dies hatte zur Folge, daß bereits am 11. Oktober 1880 auf Einladung des Reinerzer Bürgermeisters Paul Dengler (1837-1909) die Gründung des „Gebirgsvereins der Grafschaft Glatz“ beschlossen wurde. Am 2. März 1881 fand dann in der Taberne in Glatz die konstituierende Versammlung statt. Die Namensänderung in „Glatzer Gebirgs-Verein (G.G.V.)“ wurde schließlich am 2. September 1888 beschlossen.
Im Jahr 1925 hatte der Riesengebirgsverein 16.000 Mitglieder in 92 Ortsgruppen. 1939 wurde der RGV beauftragt, den 48. Deutschen Wandertag, den Ersten Großdeutschen Wandertag, vom 13. bis 16. Juli 1939 in Hirschberg durchzuführen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die deutsche Bevölkerung aus ihrer schlesischen Heimat vertrieben und der Riesengebirgsverein verlor dadurch sein Betreuungsgebiet.
Nach dem Krieg erfolgte die Wiedergründung des Riesengebirgsvereins am 8. August 1951 beim 52. Deutschen Wandertag in Iserlohn. Zur damaligen Zeit bestand noch die Hoffnung, in die alte Heimat zurückkehren zu können. In Westdeutschland und Berlin wurden viele Ortsgruppen von ehemaligen RGV-Mitgliedern neu gegründet.
Die Ortsgruppe Braunschweig gründete sich nach mehreren Treffen von Heimatvertriebenen aus dem Riesengebirge am 7. August 1955 auf dem „Tag der Heimat“ in Hannover. Es waren etwa 80 Landsleute aus der zweiten Heimat in Braunschweig und Umgebung anwesend. Am Gründungstag traten 10 Mitglieder neu in die Ortsgruppe ein, damit waren neben den 40 alten RGV-lern insgesamt 50 Mitglieder anwesend.
Die bis zu 15 Ortsgruppen waren über ganz Westdeutschland verteilt. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 wurden auch in Mitteldeutschland neue Ortsgruppen gegründet. Die Mitgliederzahl lag bei rund 1.500 Heimat- und Wanderfreunden im 130. Jubiläumsjahr 2010.
2010 hatte der Riesengebirgsverein 15 Ortsgruppen mit ca. 1.500 Mitgliedern in:
Bamberg, Berlin, Bielefeld, Braunschweig, Düsseldorf, Dresden, Görlitz, Goslar,
Hameln, Köln, Leipzig, München, Osnabrück, Passau, Wangen im Allgäu
(Karte: Christian Drescher)
Organisatorisch waren die Ortsgruppen keine eigenständigen Vereine unter einem Dachverein. Nur der Hauptverein war „eingetragener Verein“ (e.V.) und wurde vom Hauptvorstand geleitet. Der Hauptvorstand bildete mit den Vorsitzenden der Ortsgruppen den Hauptausschuss, der in seinen Hauptausschuss-Sitzungen die jährlichen Mitgliederversammlungen durchführte. Zuletzt hatte der RGV noch acht Ortsgruppen in Berlin, Braunschweig, Dresden, Görlitz, Goslar, Leipzig, München und Wangen (Allgäu) mit rund 500 Mitgliedern.
Am 27. Januar 2024 beschloss die vom Vorsitzenden der Ortsgruppe Braunschweig organisierte Hauptausschuss-Sitzung in Halberstadt (Harz) einstimmig die Auflösung des Riesengebirgsverein e.V. (RGV-Hauptverein) mit sofortiger Wirkung, weil man trotz langer Suche keine neuen Bewerber für die Ehrenämter im Hauptvorstand finden konnte und die Finanzierung des Hauptvereins durch den allgemeinen Mitgliederrückgang schwierig geworden war. Nach 144 Jahren endet somit die lange Tradition des RGV. Die beschlossene Auflösung des RGV wurde am 27.02.2024 im Vereinsregister des Amtsgerichtes Düsseldorf (VR-Nummer 8186) eingetragen. Das Liquidationsjahr endet ein Jahr später.
Die Ortsgruppe Görlitz hat mit 135 Mitgliedern den neuen „Riesengebirgsverein Görlitz e.V.“ gegründet. Die Ortsgruppen in Berlin und Goslar werden ihre Arbeit als „private“ Wandergruppen ohne Eintrag im Vereinsregister fortführen. Die RGV-Wandergruppe München wird nur noch bis Ende 2024 bestehen. Die anderen Ortsgruppen in Dresden, Leipzig und Wangen haben sich aufgelöst.
Etliche Mitglieder der RGV-Ortsgruppe Braunschweig haben sich ab April 2024 als neue „Riesengebirgsgruppe“ (RGG) dem Glatzer Gebirgs-Verein e.V. (GGV) angeschlossen, der seit 1951 seinen Sitz in Braunschweig hat.
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